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GESCHICHTE 06112025
1. Deutschland auf einen Blick Germany at one glance
Vorlesungsreihe im Wintersemester 2025/26im Rahmen von STUDIENSPUR des
International Office der RUB
4. Sitzung, 6. November 2025
Diktatur und Demokratie –
Deutsche Geschichte 1914-1990
2. Vorstellung und Gliederung
Referentinund Referenten
Kontaktanschriften:
• Drs. Siebo M. H. Janssen M. A.
Politikwissenschaftler u. Historiker
lebt in Bonn, tätig u. a. in Köln,
Groningen, Antwerpen, Bochum
Frank.Hoffmann-2@rub.de
siebo.janssen@posteo.de
Reemda.Hahn@rub.de
• Dr. Frank Hoffmann
Historiker u. Kulturwissenschaftler
Geschäftsführer des Instituts für
Deutschlandforschung der RUB
• Reemda Hahn B. A.
Literaturwissenschaftlerin
Ansprechpartnerin: Hausaufgaben
Weitere Informationen auf Moodle:
https://moodle.ruhr-uni-bochum.de/course/view.php?id=65175
3. Gliederung
Gliederung, Kursteil A„Soziale, kulturelle und
politisch-historische Grundlagen“
Gliederung, Kursteil B
„Aktuelle gesellschaftliche
Herausforderungen“
16. Oktober 2025
Politik in Deutschland: Staat, Parteien, Öffentlichkeit
23. Oktober 2025
Deutschlands Rolle in Europa und in der Welt
Programm folgt in Kürze
30. Oktober 2025
Lebenswelten und soziale Sicherheit in Deutschland
Beginn: Januar 2026
6. November 2025
Demokratie und Diktatur: Geschichte 1914-1990
13. November 2025
Tagesexkursion nach Bonn (gesondertes Programm,
20 Teilnehmer/innen)
20. November 2025
Gastvorlesung Prof. Dr. Peter Goßens:
Migrationsliteratur
27. November 2025
Kunst und Kultur in Geschichte und Gegenwart –
Schwerpunkt: Vor Weihnachten: Bilder, Töne, Bräuche
4. Regeln und Zertifikat-Bedingungen
TeilnahmeHausaufgaben
• Die Veranstaltungen beginnen in der Regel
um 10.15 Uhr und enden um 11.45 Uhr.
■
Die Hausaufgaben sind eine Kontrolle, ob die
Mehrheit der Anwesenden uns versteht. In erster
Linie sind sie also eine Kontrolle der Dozenten,
nicht der Studierenden. Daher werden sie nicht
benotet. Haben Sie keine Angst vor Fehlern.
■
Bitte geben Sie in jedem Kursteil dreimal
Hausaufgaben an.
■
Die Hausaufgaben sind bei MOODLE bis zu einem
bestimmten Zeitpunkt (in der Regel: Mittwoch der
nächsten Woche) hochzuladen (Erläuterung durch
Frau Hahn). Nach diesem Zeitpunkt nimmt Moodle
keine Aufgaben mehr entgegen.
■
Mit der Abgabe der Hausaufgaben ist die
Bereitschaft verbunden, in der nächsten Vorlesung
kurz zu den Aufgaben befragt zu werden
(mündliche Prüfung).
■
Ein Zertifikat erhalten nur Personen, die sechs
Hausaufgaben vorgelegt haben und einmal
mündlich in der Vorlesung kurz befragt wurden.
• Wenn Sie aus persönlichen Gründen später
kommen können oder früher gehen müssen,
teilen Sie es uns bitte vorher mit (E-Mail an
Frau Hahn oder an Herrn Hoffmann).
• In jedem Blockteil dürfen Sie ohne besondere Entschuldigung einmal fehlen..
• Bei mehr als vier (auch entschuldigten)
Fehltagen im gesamten Kurs (Teil A und Teil
B) ist die Erteilung eines Zertifikats nicht
möglich.
• Das Zertifikat wird auf Antrag per E-Mail
zugestellt (nach Ende des Kurses).
5.
Hausaufgaben■
Für das Hochladen der Hausaufgaben
empfehlen wir eine möglichst einfache PDFVariante, zum Beispiel in dieser Form:
Germany at one glance
Hausaufgabe vom [Datum]
Nachname (wie bei Intern. Office)
Matrikelnummer
Antworten
Nr. 1: [Ihre Lösung, Buchstabe]
Nr. 2: [Ihre Lösung]
…
Nr. 5: [kurze schriftliche Antwort,
höchstens zwei Sätze]
■
Bitte beachten Sie unbedingt den Stichtag!
Germany at one glance
Hausaufgabe vom 24.04.2025
Müller
108119123456
Antworten
Nr. 1: g
Nr. 2: a
Nr. 3: c
Nr. 4: Kartoffelsalat und Würstchen
Nr. 5: Deutsche trinken nicht mehr
Milch als Menschen in anderen
Ländern Europas. Es ist also falsch
zu sagen, dass die Deutschen die
wichtigsten „Milch-Trinker“ der
Welt seien.
6.
Deutsche Geschichte 1914-1990I: KAISERREICH UND WELTKRIEG
Der Erste Weltkrieg als „Urkatastrophe“ des 20. Jahrh.
• Anlass für den Krieg (Ermordung des Thronfolgers von ÖsterreichUngarn) und Grund für den Krieg werden unterschiedlich bewertet
(Weltmachtstreben Deutschlands – Mächte gleichermaßen
verantwortlich – schlechte Diplomatie)
• Deutschland erfolgreich gegen das in sich uneinige Russland (1918
Frieden von Brest-Litowsk)
• Materialschlachten und „Stellungskrieg“ im Westen: Hölle von
Verdun) – Technisierung des Kriegs, hohe Verluste
• Kriegsentscheidend wird Eintritt der USA, der von Deutsch-land
strategisch in Kauf genommen wird (U-Boot-Krieg)
• Kapitulation: obwohl deutsches Heer überall noch auf fremdem
Boden steht, aus ökonomischer und militärischer Erschöpfung
(Heeresleitung entzieht sich Verantwortung)
• Kaiser Wilhelm II. (1888-1918) dankt ab, ebenso zerbrechen die
Monarchien in Österreich-Ungarn, Russland und im Osman. Reich
• Für Nachbarn bleibt Erster Weltkrieg „der große Krieg“.
Neuordnung der Landkarte Europas
7.
Deutsche Geschichte 1914-1990II: REVOLUTION UND WEIMARER REPUBLIK
Die Revolution als Ergebnis des verlorenen Kriegs
• Abdankung des Kaisers – Soldatenaufstände u. a. in
Kiel und Berlin (Vorbild: Lenins Russland)
• Doppelte Ausrufung der Republik am 9.11.1918:
Philipp Scheidemann (SPD) und Karl Liebknecht (KPD)
= Arbeiterbewegung gespalten
• Streit: Parlamentarische Demokratie oder
„Rätediktatur“ – Demokratie setzt sich durch
• Bürgerkrieg in Berlin – Nationalversammlung in
Weimar (W. Republik) – Räterepublik in München
• Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg
durch paramilitärische Unterstützung der Regierung =
Belastet Verhältnis zur Demokratie
• Für Bürgerliche und
Konservative ist Revolution
„Verrat“ (Dolchstoßlegende)
= belastet Republik
8.
Auch Frauen machen Geschichte:Rosa Luxemburg (1871-1919):
Führende Theoretikern der SPD,
Frauenrechtlerin, im Krieg
teilweise inhaftiert, 1918
Mitgründerin der KPD, von
Rechtsradikalen ermordet
9.
Deutsche Geschichte 1914-1990II: REVOLUTION UND WEIMARER REPUBLIK
Die Weimarer Republik
• Belastet durch Konflikte von innen und massive Folgen
des verlorenen Kriegs (Reparationen, daraus resultiert:
Inflation; Abtretungen, Kriegsschuldfrage)
• Nach Überwindung der Anfangskrise bis Ende 1923
beginnt ein halbes Jahrzehnt politisch-wirtschaftlich
erfolgreicher Jahre (u. a. Mitglied im Völkerbund)
• Kulturelle Blütezeit in Literatur, Film, Kunst, Musik,
Wissenschaft, Freizeit („Goldene Zwanziger Jahre“)
• Fortdauernde Gegensätze zwischen Freunden und
Feinden der Republik von rechts und links
• Weltwirtschaftskrise 1929 ff. beendet gute Zeit:
Massenarbeitslosigkeit, soziales Elend, politische
Extreme werden immer stärker, enorme Politisierung
• Hitlers NSDAP propagiert einfache Lösungen und will das
„System“ sprengen, radikaler Antisemitismus
• Der unfähige Reichspräsident Hindenburg nutzt seine
Verfassungsposition und macht Hitler schließlich zum
Reichskanzler – Ende der Demokratie
10.
Deutsche Geschichte 1914-1990II: REVOLUTION UND WEIMARER REPUBLIK
Die Weimarer Republik
• Belastet durch Konflikte von innen und massive Folgen
des verlorenen Kriegs (Reparationen, daraus resultiert:
Inflation; Abtretungen, Kriegsschuldfrage)
• Nach Überwindung der Anfangskrise bis Ende 1923
beginnt ein halbes Jahrzehnt politisch-wirtschaftlich
erfolgreicherer Jahre (u. a. Mitglied im Völkerbund)
• Kulturelle Blütezeit in Literatur, Film, Kunst, Musik,
Wissenschaft, Freizeit („Goldene Zwanziger Jahre“)
• Fortdauernde Gegensätze zwischen Freunden und
Feinden der Republik von rechts und links
• Weltwirtschaftskrise 1929 ff. beendet gute Zeit:
Massenarbeitslosigkeit, soziales Elend, politische
Extreme werden immer stärker, enorme Politisierung
• Hitlers NSDAP propagiert einfache Lösungen und will das
„System“ sprengen, radikaler Antisemitismus
• Der unfähige Reichspräsident Hindenburg nutzt seine
Verfassungsposition und macht Hitler schließlich zum
Reichskanzler – Ende der Demokratie
11.
Deutsche Geschichte 1914-1990landII: REVOLUTION UND WEIMARER REPUBLIK
Hatte die Weimarer Republik
(k)eine Chance?
• War Weimar eine „Republik ohne
Republikaner“? Oder waren einfach die
äußeren Bedingungen besonders
schlecht, z. B. die Kriegsfolgen und die
materielle Last?
• War die Weimarer Verfassung zu stark
auf den Präsidenten ausgerichtet, gab
es beim Präsi-denten eine zu starke
Machtkonzentration?
• Waren die Deutschen einfach noch
nicht „reif für die Demokratie“?
12.
Auch Frauen machen Geschichte:Marlene Dietrich (1901-1992):
Filmstar und Sängerin, zuerst
Erfolge in Deutschland („Der blaue
Engel“), dann in den USA („Zeugin
der Anklage). Aktiv für die USTruppenbetreuung.
13.
Deutsche Geschichte 1914-1990III: NS-DIKTATUR UND ZWEITER WELTKRIEG
Die Diktatur der Nationalsozialisten in Deutschland
• Innerhalb von ca. sechs Monaten verwandelt Hitler Deutschland
in eine Diktatur. Parteien und Gewerkschaften werden verboten,
es gibt keine freie Presse, Gegner werden gewaltsam verfolgt
und kommen in „Konzentrationslager“.
Carl v. Ossietzky als
KZ-Gefangener
• Die „Rassen“ideologie behauptet: „arische“ = nordeuro-päische
Menschen sind überlegen, Juden u. a. „Rassen“ sind
minderwertig. Juden verlieren alle bürgerlichen Rechte, ihre
Geschäfte werden boykottiert, viele fliehen.
• Auch andere Gegner werden ins Exil gejagt. Deutschland verliert
seine besten Künstler, Wissenschaftler und Intellektuellen, z. B.
Einstein, Th. Mann und Hannah Arendt.
• Mit Brutalität und Frechheit bekommt Deutschland von anderen
Staaten Zugeständnisse, z. B. Rückkehr des Saarlands, Besetzung
des Rheinlands, „Anschluss“ Österreichs.
• Durch gezielte Rüstungspolitik gelingt ein Abbau der Arbeitslosigkeit. So haben die Nazis auch „Erfolge“, z. B. die Olympischen Spiele 1936, und feiern die Parteitage der NSDAP.
14.
Deutsche Geschichte 1914-1990III: NS-DIKTATUR UND ZWEITER WELTKRIEG
Hitler: Dämon oder „schwacher Diktator“?
• Oft wurde die NS-Dikatur ganz stark mit der Person Adolf Hitlers
(1889-1945) begründet, der als „Führer und Reichskanzler“ alle
Macht hatte. Er habe durch seine Ausstrahlung die Menschen wie
ein böser Geist beherrscht
• Diese „Dämonisierung“ Hitlers war nach 1945 für viele Mit-Täter
aber auch eine Ausrede: Ich bin nicht schuldig, Hitler war an allem
schuld. Damit werden die Strukturen, die Hitlers Staat erst
ermöglichen und die historische Verantwor-tung der Deutschen aber
viel zu sehr geleugnet.
• Viele Wissenschaftler sagen heute: Hitler war eher ein schwacher
Diktator, er hat viele Dinge nicht entschieden, sondern anderen NSFührern überlassen und so geherrscht, dass Personen aus
unterschiedlichen Funktionen heraus miteinander im Konflikt waren
(Polykratie).
• Ganz sicher wäre der NS-Staat ohne Hitler schwer vor-stellbar. Aber
Hitler ist auf keinen Fall eine Entschuldigung für eigene Verbrechen
und Schuld an vielen Verbrechen, in den KZs, bei der
Judenverfolgung oder im Zweiten Weltkrieg.
15.
Deutsche Geschichte 1914-1990III: NS-DIKTATUR, VÖLKERMORD ZWEITER WELTKRIEG
Deutschland 1938/39 bis 1945
• Mit einem vor allem die Synagogen zerstörenden Pogrom
(„Reichskristallnacht“) beginnt am 9. November 1938 eine
verschärfte Form der Judenverfolgung (Ausgrenzung in der
Öffentlichkeit, keine Berufsausübung, kein Schulbesuch, Inhaftierung im KZ, Nötigung zur Flucht, Abschiebungen).
• In den folgenden Jahren eskaliert der Mord an den Juden im
Schatten der Kriegsführung. Deutschland überfällt am 1.
September 1939 Polen und wird dabei von der Sowjetunion unterstützt („Hitler-Stalin-Pakt“ vom 23. August 1939).
• In „Blitzkriegen“ besetzt Deutschland 1939 bis 1941 nacheinander
halb Europa. 1940 wird auch Frankreich besiegt, nur
Großbritannien kämpft noch gegen die Nazis.
• Mit dem Angriff gegen die Sowjetunion (22. Juni 1941) und dem
Eintritt der USA in den Krieg ist der Zweite Weltkrieg voll
entflammt. Nach den Schlachten bei Stalingrad und Kursk ist Hitlers
Armee auf dem Rückzug. Aber erst Anfang 1945 wird deutsches
Gebiet von den Alliierten besetzt.
• Rassistische Kriegsführung im Osten und der Völkermord an Juden
und anderen Gruppen gehören zusammen. Aber das System der
Vernichtungslager macht die Shoah einzigartig.
16.
17.
Auch Frauen machen Geschichte:Anne Frank (1929-1945)
18.
Deutsche Geschichte 1914-1990III: NS-DIKTATUR, VÖLKERMORD ZWEITER WELTKRIEG
Der Völkermord an den europäischen Juden –
und die Diskussion um seine „Singularität“
• Der Versuch, im deutschen Namen alle Juden zu vernichten, ist
ein fundamentaler Zivilisationsbruch. Deutschland hat damit
seinen hohen Anspruch als Kulturnation zu gelten verloren.
• In den letzten Jahrzehnten haben immer wieder junge
Generationen in Deutschland – oft durch Filme, Bücher und
andere kulturelle Formate – ihre ganz eigene Erfahrung mit dieser
deutschen Schuld gemacht und sich ihr auch gestellt.
Für viele war z. B. das Tagebuch der Anne Frank ein Anlass zur
Auseinandersetzung, andere der Auschwitz-Prozess und das Stück
„Die Ermittlung von P. Weiss, später die Serie „Holocaust“ und die
Filme „Shoah“ und „Schindlers Liste“.
• Die Propagierung und öffentliche Leugnung des Völkermords ist in
vielen Ländern verboten, so auch in Deutschland (§ 130 StGB:
Volksverhetzung). Aber es gibt immer wieder öffentliche
Diskussionen um die Bewertung des Genozids an den Juden.
• In einer großen wissenschaftlichen Debatte waren sich 1987 fast
alle einig, den Völkermord als einzigartig zu verstehen. In den
letzten Jahren mehren sich internationale Stimmen, diesen
Konsens zu verlassen, etwa mit Blick auf die Kolonialverbrechen.
• Aber mit dem Bochumer Historiker Bernd Faulenbach kann man
sagen: Die NS-Verbrechen dürfen nicht mit Hinweis auf anderes
Unrecht relativiert, dieses Unrecht jedoch auch nicht mit Blick auf
die NS-Zeit bagatellisiert werden.
19.
Deutsche Geschichte 1914-1990IV: ALLIIERTE KONTROLLE UND DEUTSCHE TEILUNG
Nachkrieg und Teilung:
Deutschland 1945 bis 1949
• Im Mai 1945 kapituliert Deutschland. Die vier Siegermächte haben
die Kontrolle über das Land. Durch die Verbrechen im deutschen
Namen, die Zerstörungen des Krieges und die intellektuelle
Vernichtung der deutschen Kultur müssen die Deutschen ganz von
vorne anfangen, ihr Land aufzubauen.
• Ein Viertel des Reichsgebiets wird von Deutschland abge-trennt,
der Res in vier Besatzungszonen geteilt. Aus den „Ost-gebieten“,
die nun zumeist zu Polen gehören, kommen über 12 Millionen
Flüchtlinge als zusätzliche Belastung.
• Ab 1947/48 deutet sich eine Teilung Europas an, die auch
Deutschland betrifft: In dem von der Sowjetunion besetzten
Gebiet entsteht ein zentralstaatlich organisiertes System der
Planwirtschaft, während in den Westzonen zunächst die Länder
eigenständige Körperschaften ausbilden.
• Mit der Währungsreform 1948 und der sich anschließenden
Blockade von West-Berlin durch die Sowjets bricht der Kalte Krieg
in Deutschland vollends aus. Die doppelte Staats-gründung ist nur
noch eine Frage der Zeit.
20.
Deutsche Geschichte 1914-1990IV: ALLIIERTE KONTROLLE UND DEUTSCHE TEILUNG
Doppelte Staatsgründung: Der Westen
• Mit großer Unterstützung der USA und Großbritannien entsteht in den
drei Westzonen ein neuer deutscher Staat, die Bun-desrepublik
Deutschland. Meilensteine sind die Entscheidung für eine Demokratie
(Schaffung der Länder, Grundgesetz) und noch zuvor für die
Marktwirtschaft (Währungsreform 1948).
• Der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer führt den jungen Staat an die
Seite des Westens: angelehnt an die USA und in enger, wachsender
Kooperation mit Frankreich, was die Schaffung einer Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, später: EG, heute. EU) ermöglicht.
• Zehn Jahre nach Kriegsende ist Westdeutschland wieder ein fast
souveräner und international geachteter Partner. Das
Land ist ruhig, den Menschen geht es beinahe täglich besser, man
spricht vom „Wirtschaftswunder“. So finden die Deutschen auch die
Demokratie sehr gut.
• Aber sind sie schon echte Demokraten. Die junge Generation findet:
Nein! Im Laufe der 1960er Jahre entwickeln sich aber viele
demokratische Tugenden neu. Es gibt Demonstrationen und öffentlichen
Streit um die weitere Entwicklung.
• Mit Willy Brandt wird 1969 erstmals ein Sozialdemokrat Bundeskanzler.
1974 folgt Helmut Schmidt. 1982 geht die Macht wieder an die
CDU/CSU. Die demokratischen Institutionen haben sich – bei allem
Streit – bewährt. Eine neue politische Partei – Die Grünen – belegen
demokratische Innovationskraft.
21.
Auch Frauen machen Geschichte: DieMütter des Grundgesetzes:
Frieda Nadig (1897-1970, SPD)
Elisabeth Selbert (1896-1986, SPD)
Helene Weber (1881-1962, CDU)
Helene Wessel (1898-1969, Zentrum)
22.
Deutsche Geschichte 1914-1990IV: ALLIIERTE KONTROLLE UND DEUTSCHE TEILUNG
Warum war die zweite Republik erfolgreicher?
• Oft hat man die Stabilität und Leistungsfähigkeit der
Bundesrepublik, vor allem in den Jahren bis 1989, als Ergebnis
ihrer ökonomischen Prosperität gesehen. Weil es den Leuten
wirtschaftlich gut ging, wurden sie auch brave Demokraten.
• Mitunter wird die demokratische Kultur der „Bonner Republik“
weiter dadurch relativiert, dass auf die Hilfe der USA und die
rasche Integration in das „westliche Lager“ hingewiesen wird.
• Beide Argumente sind richtig, aber sie sind nicht hinreichend. So
darf nicht vergessen werden, dass die Marktwirtschaft gegen
viele zeitgenössische Bedenken durchgesetzt wurde. Für die
Erfolge der Wirtschaftswunder waren auch innere Faktoren (hohe
Leistungsbereitschaft, Bevölkerungsstruktur, Bereitschaft zu
europäischer Kooperation, intensive Sozialpolitik) wesentlich.
• Vor allem ist die hohe Zivilisierung – die endgültige Abschied von
Weltmachtträumen und die Diskreditierung konservativer Eliten,
die gesellschaftliche Verbürgerlichung und die Bewahrung
demokratischer Prinzipien in Krisensituationen – wichtig. Dazu
schuf das Grundgesetz ein moralisches Fundament, das von
Politikern wie Heinemann intellektuell erfüllt worden ist.
• Schließlich hat die BR auch gegenüber der DDR strategische
Souveränität entwickelt, ohne die Einheitsidee preiszugeben.
23.
Deutsche Geschichte 1914-1990IV: ALLIIERTE KONTROLLE UND DEUTSCHE TEILUNG
Doppelte Staatsgründung: Der Osten
• In der Sowjetzone ist die Entwicklung anders. Moskau baut hier einen
sozialistischen Staat nach dem eigenen Muster. Zwar gibt es auch
mehrere Parteien, aber nur die Sozialistische Einheitspartei (SED, 1946
aus KPD und SPD ge-bildet) hat etwas zu sagen. Ihr wichtigster Mann ist
Walter Ulbricht, der bis 1971 das Geschehen in der Deutschen
Demokratischen Republik (DDR) bestimmt.
• Am 17. Juni 1953 kommt es zu einem Volksaufstand. Zum ersten Mal im
ganzen Ostblock erhebt sich das Volk gegen die Diktatur: in Berlin und
Leipzig, in Bitterfeld und Jena und vielen anderen Städten fordern die
Menschen in der DDR freie Wahlen, Menschenrechte und Demokratie.
Aber die Panzer der Roten Armee beenden den Aufstand blutig.
• Ulbricht und die SED unterdrücken alle politischen Gegner. Vor allem
junge Menschen verlassen die DDR zu Millionen – bis
zum Mauerbau 1961. Zwar geht es der Wirtschaft auch in Ostdeutschland
bald besser, aber Wohlstand und Freiheit der Westdeutschen bleiben für
die Menschen im Osten unerreichbar – bis zum Jahr 1989.
• Auf Initiative von Willy Brandt beginnen 1970 vorsichtige deutschdeutsche Gespräche, Sie bringen zwar kleine Erleich-terungen für die
Menschen, aber auch Ulbrichts Nachfolger Erich Honecker erklärt noch
1989, dass die Mauer auch in 100 Jahren stehen wird. Solange wollen die
Menschen nicht warten.
24.
Deutsche Geschichte 1914-1990landDIE VEREINTE BERLINER REPUBLIK
Die DDR: Alternative oder Unrechtsstaat?
• Ein wichtiger Konfliktpunkt zwischen Ost- und West, vor allem
aber auch innerhalb der ostdeutschen Bevölkerung ist die
historische Bewertung der DDR. Während die NS-Diktatur von
allen als ein System von Verbrechern und Mördern verurteilt
wird, ist die Haltung zur SED-Zeit sehr differenziert.
• Manche sagen weiterhin, dass die DDR eine sozialistische
Alternative zum westlich-kapitalistischen Konzept der
Bundesrepublik darstellte. Sie sprechen der DDR zu, eine
„solidarische“ und „gleiche“ Gesellschaft geschaffen zu haben.
Auch der konsequente Antifaschismus spreche für dieses System,
dessen Defizite an Menschen- und Bürger-rechten mitunter, oft
entschuldigend, eingeräumt, manchmal auch einfach bestritten
werden. Für sie war die DDR das bessere Deutschland.
• Andere nennen die DDR einen Unrechtsstaat. Es gab weder eine
unabhängige Justiz noch waren elementare Menschenrechte
(Meinungsfreiheit, freie Wahlen, wirtschaftliche Freiheit)
verwirklicht. Die Mauer und die bewaffnete Grenze mit den
vielen Toten symbolisiert so das System besser als die vielen
Kindergärten und die hohe Zahl von Frauen in den Berufen.
• Auch die vielen materiellen Defizite werden von vielen kritisch
gesehen, da sie Folge staatlicher Eingriffe in die Wirtschaft waren.
Schließlich waren die Menschen in der DDR ebenso fleißig und
erfinderisch wie die Landsleute im Westen.
25.
Deutsche Geschichte 1914-1990V: DIE VEREINTE BERLINER REPUBLIK
Deutschland 1989/90
• Mit dem Besuch des KPdSU-Generalsekretärs Michail Gorbatschow in der
BR Dt. im Sommer 1989 kommt es zu einer persönlichen Annäherung
zwischen ihm und Kanzler Kohl. Dagegen wehrt sich die SED-Führung
gegen Gorbatschows Reformversuche („Perestroika“) vehement. Vom
Musterschüler der Sowjetunion wird die DDR zum Außenseiter. .
• Seit den frühen 1980er Jahren bilden sich in der DDR immer mehr
zivilgesellschaftliche Gruppen (Friedenspolitik, Umwelt,
Frauenbewegung), die sich langsam vernetzen. Sie sind ent-täuscht, dass
Honecker und die SED keine Reformen für die DDR wollen. Zugleich
wollen immer mehr DDR-Bürger das Land verlassen und stellen einen
„Ausreiseantrag“.
• Im Herbst 1989 eskaliert die Situation. Einerseits können auf einmal über
Ungarn viele Menschen in den Westen fliehen, andererseits wollen viele
Bürgerrechtler, die sich jetzt in Gruppen (z. B. „Neues Forum“)
zusammenschließen, die DDR und den Sozialismus bewahren und
reformieren. Die SED-Führung erkennt, dass sie keine Unterstützung mehr
hat. Honecker wird gestürzt, schließlich die Mauer geöffnet.
• Seit September 1989 hatten z. B. in Leipzig immer mehr Menschen für
eine Reform der DDR demonstriert. Aber mit dem Mauerfall ist es dafür
zu spät. Die Mehrheit will keine verbesserte DDR, sondern Freiheit und
ökonomische Chancen wie im Westen. So entscheiden sie sich bei der
Wahl am 18.3. für einen möglichst schnellen Weg zur Vereinigung. Sie
vertrauen darauf, dass Helmut Kohl das am besten leisten kann.
26.
Hausaufgaben vom 06. November 20251) Welches Amt hatte in der Weimarer
Reichsverfassung die größte Macht?
a) Reichskanzler
b) Reichsfinanzminister
c) Reichspräsident
d) Reichstagspräsident
2) Nennen Sie ein Beispiel für Hitlers politische
„Erfolge“ vor dem Zweiten Weltkrieg!
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5) Wie hieß das junge Mädchen aus Frankfurt am
Main, dessen Tagebücher weltberühmt wurden
und die von den Nazis 1945 ermordet wurde?
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6) Was ist Ihre Meinung: War die DDR ein
Unrechtsstaat oder ist das ein zu hartes Urteil?
1)
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3) Wie hieß der erste sozialdemokratische
Bundeskanzler nach dem Zweiten Weltkrieg?
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4) Welche Länder gehörten ab 1945
zur britischen Besatzungszone?
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7) Was meinen Sie: Hat Helmut Kohl Erich Honecker
1987 besonders gern in Bonn begrüßt?
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